The Doors, die Spice Girls, Frank Sinatra, Abba oder die Ärzte haben eines gemeinsam: Sie gaben irgendwann den Rücktritt vom Rücktritt. Während den einen die Wiedergeburt gelang, ging es bei anderen schief.
Gelungene Comebacks
Johnny Cash: Altern in Würde
Als der Produzent Rick Rubin Johnny Cash 1993 zu einem gemeinsamen Album überredete, hatte der Country-Star der 50er und 60er nicht mal mehr einen Plattenvertrag. Was dem Duo Cash/Rubin mit den vier «American Recordings» Alben gelang (posthum folgten noch vier weitere), wurde zum Synonym für würdevolles Altern. Reduziert auf seine Essenz, seine sonore Stimme und oft nur von akkustischen Gitarren begleitet, gelang Cash mit seinem Spätwerk, was viele Künstler im Laufe einer langen Karriere nicht schaffen: eine Neuerfindung.
Tina Turner: Frau mit Kampfgeist
Anfang der 80er Jahre war Tina Turner pleite und auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann Ike. Mithilfe von Rod Stewart, der begeistert war von Tinas Stimme, und den Rolling Stones, die sie als Support auf ihrer 1981er-Tournee engagierten, kam sie wieder auf die Beine. Im klanglichen Gewand des 80er-Pop gelang der 45-Jährigen mit «Private Dancer» die Renaissance. Tina Turner verliess die USA und lebte viele Jahre in der Schweiz. Auch wenn ihr Spätwerk nicht frei von Kitsch war, bleibt sie als emanzipierte Frau und heroische Kämpferin in Erinnerung.
Elvis Presley: The Comeback-King
Nachdem Elvis Presley in den 50ern den Rock 'n' Roll für die weisse, westliche Welt quasi im Alleingang definierte, wollte er in den 60ern unbedingt Filmstar werden. Rock machte ohne ihn weiter. Die Beatles, die Stones und viele andere überrundeten den King – bis er 1968 im schwarzen Lederkostüm mit der Fernsehshow «The 68 Comeback Show» aus dem seichten Nirgendwo zurückkam. Seine Karriere nahm wieder Schwung auf. Sein Comeback-Album «From Elvis in Memphis» ist sogar eines seiner besten Werke.
Gescheiterte Comebacks
Guns n’ Roses: Der längste Musikerwitz
Das Album «Chinese Democracy» war gleichzeitig das grösste Phantom und der grösste Witz der Rockgeschichte. Nachdem sich Sänger Axl Rose mit allen Bandmitgliedern heillos zerstritten und eine Ewigkeit in Hollywood verschanzt hatte, um «sein» Comeback einzuspielen, war klar: Eine Platte, die 15 Jahre braucht und 13 Millionen Dollar kostet, kann eigentlich nur schlecht werden. Und das war sie dann auch.
Queen: The Show must go on
Es war klar, dass Queen ohne Freddie Mercury ein schwieriges Unterfangen wird. Trotzdem konnten es Brian May und Roger Taylor nicht lassen. Ab 2005 ging es mit Ex-Bad Company Sänger Paul Rodgers und seit 2012 mit Musical-Darsteller Adam Lambert auf Tournee. Beide konnten Freddie natürlich nicht das Wasser reichen. Aber wie sang dieser auf seinem Abschiedsalbum? The Show must go on!
Limp Bizkit: Still Sucks
Limp Bizkit waren bei Woodstock'99 mit ihren Aufforderungen zu Gewalt und Zerstörung mitverantwortlich für ein totales Fiasko mit Gruppenvergewaltigungen und dem Abbruch des Festivals. Ein paar Jahre später war die Zeit von hypermaskulinen New-Metal-Bands definitiv vorbei und Limp Bizkit lösten sich wegen Erfolglosigkeit kurzzeitig auf. Bis 2021 ihr Comeback-Album «Still Sucks» erschien. Der Albumtitel ist Programm. Die Platte klingt albern und veraltet.