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Das hochalpine Leben prägte die walserische Kultur und Sprache
Aus Regionaljournal Graubünden vom 02.05.2024. Bild: Keystone/Photopress-Archiv/Grunder/Erich Suter
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Auffälliger Dialekt Walser in Graubünden: Eine alte Kultur wird für Junge interessant

Die Sprache und Kultur der Walser soll den Jungen wieder näher gebracht werden. Das ist heute einfacher als auch schon.

Es ist nicht immer einfach, die Dialekte der Walser auf Anhieb zu verstehen. «Ich sage im Laden lieber dreimal ‹fiif›, als einmal ‹füf› für ‹fünf›», sagt Leonie Barandun-Alig, Präsidentin der Walservereinigung Graubünden. «Weil ich denke, Leute aus anderen Kantonen passen sich mir ja auch nicht an, damit ich sie besser verstehe.»

Wenn jemand etwas gar nicht verstehe, helfe sie schon. Aber: «Grundsätzlich denke ich, in der Schweiz versteht man die verschiedenen Schweizer Dialekte untereinander.»

Die Walser zogen aus dem Wallis weg

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Vor über 700 Jahren sind die Walserinnen und Walser vom Wallis über südliche Täler nach Graubünden gewandert. Auch im Tessin, in Italien und Österreich gibt es sie. Warum sie losgewandert sind, ist heute nicht mehr genau eruierbar.

An den neuen Orten machten sie unberührte Talschaften oft erst bewohnbar. Dafür gab es von lokalen Adligen Freibriefe, die zum Beispiel ermöglichten, eigene Richter zu wählen.

Die Walserinnen und Walser waren an das Leben im hochalpinen Raum angepasst. Sie waren Spezialisten darin, Schindeln zu machen, spezielle Getreidesorten anzubauen und passende Häuser zu zimmern.

Das zeigt sich heute noch in der Sprache. Christoph Luzi aus dem Prättigau sagt es so: «Wir haben einen sehr grossen Wortschatz, was die Landwirtschaft angeht. Aber nur noch die wenigsten von uns arbeiten in der Landwirtschaft. Das verändert natürlich auch die Sprache.»

Ein Standard-Walserdeutsch gibt es nicht, dafür viele verschiedene Dialekte. Ähnlichkeiten zu heutigen Dialekten aus dem Wallis sind jedoch unüberhörbar. So wird aus einem «s» oft ein «sch»: «Madrischa» statt «Madrisa». Oder aus «nk» ein «ch»: «triichä» statt «trinkä».

Die Jungen entdecken das Walsertum für sich

1960 wurde die Walservereinigung gegründet, um die walserische Kultur zu wahren und zu fördern. Heute sei das sogar wieder einfacher als auch schon, sagt der Geschäftsführer der Walservereinigung, Thomas Gadmer: «Die Jungen von heute sind – nach meiner Erfahrung – je länger, je mehr daran interessiert, sich einer Kultur zugehörig zu fühlen.»

Es sei das Gefühl, zu etwas zu gehören, das eine besondere Geschichte habe. «Das ist ein wichtiger Faktor in der heutigen Zeit, in welcher gerade junge Leute versuchen, sich zu verorten und einen Boden zu suchen.» Das liesse sich auch bei anderen beobachten, zum Beispiel den Rätoromanen und den Italienischbündnerinnen.

Manche Traditionen haben sich gehalten. Zum Beispiel das «Nuijährlä», bei welchem Kinder aus Avers zwei Tage lang durch das ganze Tal von Haus zu Haus wandern und Geld sammeln. Andere Bräuche gibt es nicht mehr. Wie als man jedes Jahr nach Bivio wanderte, zusammen ein Fest feierte und dann wieder zurücklief.

Einheit in der Vielfalt?

Wie sich die Dialekte in den verschiedenen Ortschaften unterscheiden, so gibt es auch keine einheitliche Walserkultur. Elisabeth Mani-Heldstab aus Davos sagt dazu: «Es gibt ein ganz altes Walser Sprichwort: Alleine so viel wie möglich, miteinander so viel wie nötig.» Das sei ein Teil des Walser Charakters. «Wenn man miteinander etwas macht, ist das wunderbar, aber es ist auch gut, wenn man sich wieder zurückziehen kann.»

Die Walser haben sich natürlich an das moderne Leben angepasst. In der Tourismusregion Graubünden stehen sie im Austausch mit der ganzen Welt. Christoph Luzi aus Klosters meint: «Es ist ein hübsches Zusammenspiel. Man ist gerne unter den Leuten, wenn die Gäste da sind, und dann geniesst man es wieder, wenn man etwas Zeit für sich selber hat.»

Regionaljournal Graubünden, 02.05.2024, 17:30 Uhr;

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